31.05.2023

Den Palmölanbau nachhaltiger machen – Gemeinsamer Einsatz in Indonesien

Seit 2018 engagieren wir uns gemeinsam mit dem WWF in Indonesien, um die dortigen Kleinbäuerinnen und Kleinbauern beim nachhaltigeren Anbau von Palmöl zu unterstützen. 

Nach vier Jahren intensiven Engagements vor Ort, geht das Projekt jetzt in die Verlängerung: Unser Rohstofflieferant Evonik kommt als dritter Partner mit an Bord und bis 2026 sollen rund 200 Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in der indonesischen Provinz West-Kalimantan mit ihrem Palmölanbau nach dem RSPO-Standard zertifiziert werden. RSPO steht für „Roundtable for Sustainable Palm Oil“ und ist der internationale Standard für nachhaltig zertifiziertes Palmöl.

Wir haben mit Julia Beier, Managerin Responsible Sourcing bei Beiersdorf und Victoria Müller, Referentin Nachhaltige Landnutzung Südostasien beim WWF Deutschland gesprochen. Beide koordinieren als Projektleiterinnen das gemeinsame Engagement. 

Wofür nutzen wir bei Beiersdorf Palmöl und warum engagieren wir uns vor Ort in der Anbauregion?

Julia Beier, Beiersdorf: Palmöl bzw. Palm(kern)ölderivate sind ein wichtiger Rohstoff für unsere Hautpflegeprodukte, sowie für die Kosmetikindustrie generell. Wir setzen bei Beiersdorf nicht Palmöl direkt in unseren Produktformeln ein, sondern sogenannte Derivate. Dies sind aus Palmöl weiterentwickelte Stoffe, wie z.B. Emulgatoren oder Tenside, die für die Herstellung einiger Reinigungs- und Pflegeprodukte unerlässlich sind. 

Victoria Müller, WWF: Dass sich Beiersdorf dem Thema nachhaltiges Palmöl schon seit einigen Jahren angenommen hat, finden wir als WWF Deutschland sehr gut und wichtig. Zur „Sustainable Palm Roadmap“, die Beiersdorf definiert hat und konsequent verfolgt, gehört auch das Engagement vor Ort. Gemeinsam unterstützen wir Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in Indonesien, dem größten Palmölanbaugebiet der Welt, ihre Plantagen nachhaltiger zu bewirtschaften. 

Wie klappt das, von Deutschland aus so ein Projekt am anderen Ende der Welt zu betreuen?

Victoria Müller, WWF: Ja, das ist von hier aus natürlich nicht immer einfach. Deshalb ist der WWF Indonesien ein wichtiger Partner, mit dem wir sehr eng zusammenarbeiten und der das Projekt mit kompetenten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor Ort umsetzt. Letztes Jahr konnten Julia Beier und ich das Projektgebiet gemeinsam besuchen und es war äußerst hilfreich, sich mit den indonesischen Kolleg*innen, sowie den Zielgruppen unseres Projektes direkt auszutauschen und sich die Gegebenheiten vor Ort anzuschauen. 

Was wurde denn bisher, also in den letzten vier Jahren, erreicht?

Victoria Müller, WWF: Von 2018 bis 2022 haben wir mit den Aktivitäten in den drei Dörfern Sungai Sena, Seberu und Pala Kota etwa 4.500 Gemeindemitglieder unterstützt, unter anderem rund 240 Palmöl-Kleinbäuer*innen – trotz der deutlich erschwerten Bedingungen durch die Covid-19 Pandemie. Zu den umgesetzten Aktivitäten gehörten z.B. Schulungen für Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, um zunächst das Bewusstsein für einen nachhaltigeren Anbau von Palmöl zu stärken und aufzuzeigen, wie sie ihre Plantagen nachhaltiger bewirtschaften können. Konkrete Inhalte dabei waren z.B. die Bearbeitung des Bodens oder der Umgang mit Setzlingen und Erntemethoden. Wir haben mit unserer Arbeit zudem die Gründung und den Aufbau des übergeordneten Kleinbauern-Verbands „Mitra Bersama“ gefördert. Damit haben wir in der ersten Phase gute Grundlagen geschaffen, auf denen wir jetzt aufbauen können.

Julia Beier, Beiersdorf: Parallel dazu wurden Aktivitäten umgesetzt, um den Zugang zu sauberem Trinkwasser im Dorf Sungai Mali zu sichern und für die Gemeinden weitere Einkommensquellen, die nicht vom Wald abhängen, zu erschließen. Unter anderem wurde die Frauengruppe „Tuah Menua“ gegründet. Die Frauen stellen Kunsthandwerk her und wurden durch Trainings unterstützt.

In diesen Trainings ging es beispielsweise darum, Produkte nach einheitlichen Standards herzustellen und neue Produkte zu entwickeln. Zudem wurde eine Galerie errichtet, in der sich die Frauen treffen, Schulungen durchführen und ihre Kunsthandwerk-Produkte ausstellen können. 

Was sind die Ziele der zweiten Projektphase und damit der Fortsetzung der gemeinsamen Arbeit?

Victoria Müller, WWF: Auf den Fortschritten der ersten Phase aufbauend sollen bis 2026 nun 200 Kleinbäuerinnen und Kleinbauern nach dem RSPO-Standard zertifiziert werden. Zudem wollen wir insgesamt 300 unabhängige Palmöl-Kleinbäuerinnen und -Kleinbauern als Mitglieder für den Farmer-Verband „Mitra Bersama“ gewinnen. Ein weiteres Ziel ist es, dass ein direkter Marktzugang zu einer Palmölmühle hergestellt wird.  

Julia Beier, Beiersdorf: Es ist wichtig, zu erwähnen, dass wir über die Zertifizierung auch den Lebensstandard der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern verbessern, denn zertifiziertes Palmöl bringt ihnen ein höheres Einkommen, ohne dass der Natur geschadet wird. Evonik, einer unserer wichtigen Lieferanten für Palm(kern)öl-Derivate, ist jetzt mit in das Projekt eingestiegen, um zusammen positive Veränderungen zu bewirken. Wir teilen generell die Vision, mittelfristig Palmöl direkt aus der Projektregion beziehen zu können und damit eine 100%ige Transparenz in der Lieferkette zu erreichen. 

Wie ist unser Palmöl-Engagement mit Beiersdorf‘s Nachhaltigkeitsagenda verknüpft?

Julia Beier, Beiersdorf: Innerhalb unserer CARE BEYOND SKIN Nachhaltigkeitsagenda haben wir ein Fokusfeld definiert, das „Sustainable Land Use“ heißt. Hier ist unser Palmöl-Engagement verankert. Palmöl ist ein erneuerbarer Rohstoff, wie auch Shea, Soja oder Papier. Diese nutzen wir für unsere Produktformeln oder Verpackungen. Für diese Hauptrohstoffe verfolgen wir das Ziel, sie bis 2025 nachhaltig und entwaldungsfrei zu beschaffen. Das ist ein wichtiger Aufgabenbereich, an dem nicht nur wir als Corporate Sustainability Team, sondern auch die Kolleg*innen aus dem Einkauf, der R&D und der Supply Chain arbeiten.    


Danke Julia und Victoria, für die spannenden Einblicke in Eure Arbeit und das Vorantreiben unseres Engagements für nachhaltiges Palmöl.  

Über die Autorin: Katrin Selzer

Katrin Selzer

Katrin ist seit 2003 bei Beiersdorf tätig. Nach verschiedenen Positionen in den Bereichen Marketing, Strategie, Digital und PR, verantwortet sie seit September 2018 als Senior Communication Managerin den Themenbereich Nachhaltigkeit. Für Katrin hat Nachhaltigkeit eine hohe persönliche Bedeutung, da sich damit die Welt zum Positiven verändert – und den kommunikativen Beitrag dazu leistet sie. Sie kommuniziert mit viel Leidenschaft und versucht auch selbst das Thema voran zu treiben. Auch in ihrem Privatleben ist sie stets auf der Suche nach Mitteln und Wegen einen nachhaltigen Lebensstil zu leben und andere dazu zu inspirieren.