Gründungsgeschichte

Im Herbst des Jahres 1880 ließ sich der märkische Apotheker Paul C. Beiersdorf mit 44 Jahren in Hamburg nieder. In den Jahren zuvor war er technischer Leiter einer Galvanisieranstalt in Moskau, dann Mitinhaber einer Apparatebaufirma in Berlin, anschließend Besitzer einer Apotheke in Bärwalde und später im schlesischen Grünberg. Mit dem Kauf der Apotheke nahe der St.-Michaelis-Kirche in Hamburg erfüllte er sich so den Traum der Selbständigkeit in einer Großstadt. Bereits damals war die Gegend rund um den Hafen dicht besiedelt und Beiersdorf hoffte auf ertragreiche Geschäfte. Mit seinen physikalischen Kenntnissen und Fähigkeiten baute er in kurzer Zeit ein Laboratorium auf und bot Ärzt*innen seine Dienste an.

Firmengründer Paul Carl Beiersdorf
Beiersdorfs Apotheke an der Mühlenstraße in Hamburg

In enger Zusammenarbeit mit dem damals führenden Dermatologen Prof. Dr. Paul Gerson Unna entwickelte er ein Verfahren zur Herstellung von medizinischen Pflastern und meldete dafür sein erstes Patent an.

Das Datum der Patentschrift, der 28. März 1882, gilt zugleich als Gründungsdatum der Firma. Ein Jahr später verkaufte Beiersdorf die Apotheke und zog mit dem Laboratorium nach Altona, heute ein Stadtteil von Hamburg.

Paul Gerson Unna
Patent zur Herstellung gestrichener Pflaster 1882

Der Apotheker Dr. Oscar Troplowitz erwarb 1890 das Laboratorium von Paul C. Beiersdorf und baute dieses rasch zu einem führenden Markenartikelunternehmen aus. 1892 baute er eine neue Fabrik in Hamburg-Eimsbüttel, wo bis heute der Hauptsitz des Unternehmens liegt. Produziert wurden Konsumgütermarken wie Labello, NIVEA aber auch Pflaster und Arzneimittel. Troplowitz war eine Unternehmerpersönlichkeit: Er war zielgruppen- wie marktorientiert und dachte von Beginn an international. Er behielt dabei auch die wissenschaftlich fundierte Weiterentwicklung seiner Produkte im Auge.

Die von Paul C. Beiersdorf begonnene Zusammenarbeit mit Prof. Paul Gerson Unna führte er fort und stellte auf dessen Empfehlung hin den Chemiker Dr. Isaac Lifschütz ein. Dieser erfand den Emulgator Eucerit, der Basisstoff bzw. Schlüssel für die Einzigartigkeit der NIVEA Creme ist.

Dr. Oscar Troplowitz
Richtfest der neuen Fabrik in Hamburg-Eimsbüttel

Am Beginn des internationalen Erfolges des noch jungen Unternehmens steht bereits 1893 ein Vertrag mit dem U.S.-amerikanischen Handelshaus Lehn & Fink. 1906 wurde Dr. Otto Hanns Mankiewicz, der Schwager von Troplowitz, Teilhaber der Firma. Mankiewicz kümmerte sich vor allem um die markenrechtlichen Belange des Unternehmens. Er gehört zu den Gründungsmitgliedern des „Verband der Fabrikanten von Markenartikeln“ – des heutigen Markenverbandes – dem Beiersdorf seit 1905 angehört. 

Beiersdorf Mitinhaber Dr. Otto Hanns Mankiewicz
Vertrag mit Lehn & Fink von 1893

Die bedeutendste Leistung von Troplowitz und Mankiewicz in jener Zeit war die Etablierung heute so bekannter Marken wie Labello (1909) oder NIVEA (1911). Ausgehend von Innovationen wurden Markenartikel von stets zuverlässiger Qualität und hohem Nutzen für die breite Zielgruppe geschaffen. Troplowitz war davon überzeugt, dass dies ein erfolgreiches Konzept für die Zukunft darstellen würde. Insbesondere in den Artikeln der kosmetischen Pflege sah er große Chancen. Mit dieser Arbeit wurde eine Grundlage für die heutige strategische Ausrichtung der Firma gelegt.

Werbeplakat Labello 1909
NIVEA Creme tin 1911
NIVEA Creme 1911

Nach dem Tode von Oscar Troplowitz und Otto Hanns Mankiewicz 1918 wurde die Firma zuerst in eine GmbH und am 1. Juni 1922 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Damit begann die kontinuierliche Weiterentwicklung in ein internationales Unternehmen sowie der gleichzeitige gezielte Auf- und Ausbau des Unternehmens zu einem führenden Produktionsunternehmen von Markenartikeln.

Werksansicht Hamburg 1924