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22.09.2022

Wie reduzieren wir Transport-Emissionen?

Im Rahmen des „Zero Emissions Day“ möchten wir die Gelegenheit nutzen, um das Bewusstsein für die Auswirkungen unserer täglichen Emissionen zu schärfen. Dafür haben wir mit Claudia Lemke, Supply Chain Sustainability Managerin bei Beiersdorf, über unsere Transportemissionen gesprochen. Die Emissionen zu begrenzen ist elementar wichtig, um den Klimawandel aufzuhalten. Deshalb hat sich Beiersdorf ein ambitioniertes Klimaziel gesetzt, das eine Reduktion der Treibhausgasemissionen im gesamten Unternehmen und in der Wertschöpfungskette um 30 % absolut bis 2025 vorgibt.    

Claudia Lemke, Supply Chain Sustainability Managerin

Claudia, wie sieht Dein Tag als Supply Chain Sustainability Managerin aus? Mit welchen Herausforderungen hast du zu tun?

Jeder Tag in meiner Rolle ist anders und es gibt viele spannende und herausfordernde Aufgaben. Als Supply Chain Sustainability Managerin ist meine Hauptaufgabe die Dekarbonisierung unserer Lieferkette. Hier laufen die Emissionen von unseren Produktionszentren, Zulieferern und der Logistik auf. Ein besonderes Augenmerk habe ich bisher auf dem Bereich der Transportemissionen gelegt. Weltweit gibt es nur wenige emissionsarme Lösungen für den Transportsektor, wie beispielsweise Biotreibstoffe. Emissionsfreie Lösungen wie eTrucks, die zu 100 % mit erneuerbaren Energien betrieben werden, sind noch Zukunftsmusik.

Auf der Suche nach neuen Wegen zu einer dekarbonisierten Lieferkette arbeite ich täglich mit Kolleg*innen aus der Produktion, dem Einkauf und natürlich auch unseren Lieferanten zusammen, um innovative Logistikkonzepte zu entwickeln. Eine Herausforderung, mit der ich mich in den letzten Monaten befasst habe, ist die Reduktion der Treibhausgasemissionen im Bereich der Seefracht. Sie deckt einen wesentlichen Teil unserer Transporte ab. Wir transportieren diverse Produkte auf globalen Handelsrouten, auf denen die Waren dann weltweit unterwegs sind und die Meere von Europa nach Amerika, Südafrika, in den Nahen Osten, nach Thailand und Australien überqueren. Da wir alle Logistikdienstleistungen einkaufen, sind sie Teil unserer Scope-3-Emissionen. 

Was genau versteht man unter Scope-3 Emissionen?

Scope-3 Emissionen sind zunächst einmal die indirekten Emissionen. Neben den direkten Emissionen, die als Scope 1 und 2 definiert werden, sind Scope-3 Emissionen diejenigen Emissionen, die außerhalb des Unternehmens entstehen. Wir können unsere Scope-3 Emissionen in sogenannte Upstream-Emissionen, d.h. Emissionen, die bei unseren Lieferanten entstehen und beim Transport zu Beiersdorf und Downstream-Emissionen, die unsere Konsument*innen bei der Verwendung unserer Produkte verursachen, z.B. der Wasserverbrauch beim Duschen. Unser Klimaziel umfasst die Reduktion unserer Upstream-Emissionen. Wir haben uns als Beiersdorf das Ziel gesetzt, die Treibhausgasemissionen entlang unserer gesamten Wertschöpfungskette bis 2025 um 30 % absolut (vs. 2018) zu reduzieren. Im Bereich der Transport-Emissionen haben wir bereits großartige Fortschritte erzielt. Im Jahr 2021 konnten wir unsere Emissionen aus dem Transport von Produkten um 9,0 % und die Emissionen aus der Logistik, die Transport und Lagerung miteinschließt, um 15,4 % senken. 

Seefracht ist eine der klimafreundlichsten Transportarten

Wie wichtig ist die Seefracht für unsere Transportwege?

Für uns ist die Seefracht ein unverzichtbarer Transportweg, da wir somit weit entfernte Orte leicht und vergleichsweise klimafreundlich erreichen. Während nahezu 60 % unserer internationalen Transporte auf dem Seeweg stattfinden (gemessen an Tonnenkilometern, die das Transportgewicht und die Distanz berücksichtigen), stammen nur etwa 11 % unserer Transportemissionen aus der Seefracht.  

Genauer gesagt liegt der durchschnittliche CO2-Ausstoß bei 8g pro Tonnenkilometer. Das bedeutet, dass 8g CO2e ausgestoßen werden, um eine Tonne unserer Fracht einen Kilometer weit zu transportieren. Im Vergleich dazu stößt ein LKW-Transport rund 98 g CO2e/tkm aus. Im Vergleich zur Luftfracht emittiert der Transport per Seefracht 99 % weniger Emissionen und ist damit sogar das klimaschonendste Transportmittel. Die Containerschiffe werden jedoch noch oft mit Heavy Fuel Oil oder Marine Oil betrieben, wodurch vergleichsweise hohe CO2 Emissionen und Stickoxide bei der Verbrennung dieser Treibstoffe entstehen, da muss man ansetzen, um nachhaltiger zu werden.

Was können wir tun, um die Seefracht nachhaltiger zu machen? Was haben wir bisher erreicht und was liegt noch vor uns?

Wie schon angedeutet, spielen alternative Treibstoffe eine große Rolle, die Seefahrt nachhaltiger zu gestalten. Schon heute nutzen wir Biotreibstoffe aus sogenannten Waste-Streams, wie zum Beispiel gebrauchtes Speiseöl. Im Jahr 2021 haben wir Biotreibstoffzertifikate im Wert von einer Million Euro erworben. Für diese Investitionen haben wir uns entschieden, weil es eine sofortige Verbesserung darstellt. Allerdings sind Biotreibstoffe auch nur eine Überbrückung, da die Waste-Streams den globalen Bedarf langfristig nicht decken können. Was aber sehr spannend ist und worauf ich sehr stolz bin, dass wir kürzlich coZEV unterzeichnet haben. Damit haben wir uns zu emissionsfreier Seefracht verpflichtet. Dieses Ziel wollen wir erreichen, indem wir in nachhaltige Treibstoffe investieren, die derzeit noch erforscht werden. 

Wofür genau steht coZEV?

coZEV ist eine Koalition von Frachteignern, die sich für den Übergang zu einem sauberen Seetransport zusammengeschlossen haben. Mitglieder, wie Beiersdorf, haben sich zu folgenden, ambitionierten Zielen verpflichtet:

1. Dekarbonisierung der Seefracht bis 2040
2. Forderung einer vollständigen Dekarbonisierung des maritimen Sektors bis 2050
3. Aufforderung an Partner entlang der Lieferkette und an politische Entscheidungsträger
    auf der ganzen Welt, schnelle und ambitionierte Maßnahmen zu ergreifen, um emissionsfreie
    Schifffahrtslösungen in großem Maßstab einzuführen. 

Mehr Informationen findet man auch unter https://www.cozev.org/

Was bedeutet die Verpflichtung für Beiersdorf?

Wir als Beiersdorf nehmen uns dieser Ziele an: Bis 2040 wollen wir nur noch Seefrachtdienstleistungen beziehen, die mit skalierbaren, emissionsfreien Kraftstoffen betrieben werden. Biotreibstoffe sind eine dauerhafte Lösung, daher müssen wir einen Schritt weiter gehen und in Innovationen wie Ammoniak und Wasserstoff investieren. Außerdem arbeiten wir daran, auch gemeinsam mit den coZEV Mitgliedern, Etappenziele zu setzen, Emissionen noch besser zu erfassen, Partnernetzwerke auszubauen und Transportbedarfe noch besser zu bündeln.

Übergeordnet betrachtet zahlen diese Maßnahmen auf unsere Nachhaltigkeitsagenda CARE BEYOND SKIN und unsere „Climate Care“ Mission ein, mit der wir den CO2-Fußabdruck unseres Unternehmens minimieren wollen – Emissionen also weit wie möglich reduziert werden müssen.  

Herzlichen Dank, Claudia, für diese spannenden Einblicke in den Bereich der Transport-Emissionen! Wir drücken die Daumen für weitere Reduktionserfolge in den kommenden Jahren. 

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Katrin Selzer

Über die Autorin: Katrin Selzer

Katrin ist seit 2003 bei Beiersdorf tätig. Nach verschiedenen Positionen in den Bereichen Marketing, Strategie, Digital und PR, verantwortet sie seit September 2018 als Senior Communication Managerin den Themenbereich Nachhaltigkeit. Für Katrin hat Nachhaltigkeit eine hohe persönliche Bedeutung, da sich damit die Welt zum Positiven verändert – und den kommunikativen Beitrag dazu leistet sie. Sie kommuniziert mit viel Leidenschaft und versucht auch selbst das Thema voran zu treiben. Auch in ihrem Privatleben ist sie stets auf der Suche nach Mitteln und Wegen einen nachhaltigen Lebensstil zu leben und andere dazu zu inspirieren.