02.06.2022

„Indem wir Produktverpackungen und Formeln nachhaltiger gestalten, können wir dazu beitragen, unseren CO2-Fußabdruck zu reduzieren.“

Interview mit Eva Bredehorst, Global Packaging Sustainability Manager bei Beiersdorf, und Urte Koop, R&D Manager Hair & Body Cleansing bei Beiersdorf, über die Fortschritte des Hautpflege-Unternehmens bei der Reduktion seiner CO2-Emissionen durch die Überarbeitung der Produktverpackungen und Produktformeln.

Vor genau einem Jahr, im April 2021, hat Beiersdorf seine ersten klimaneutralisierten Produkte eingeführt. Seither wurde das Konzept auf weitere Produkte ausgeweitet. Welche Rolle spielt die Verpackung im „Climate Care“-Mission von Beiersdorf?

Eva Bredehorst: Als global agierendes Hautpflegeunternehmen liegt es auf der Hand, dass unsere Produktverpackungen einen relevanten Anteil zu unserem CO2-Fußabdruck beitragen. Rund ein Drittel unserer Scope-3-Emissionen, das sind die Emissionen in der vorgelagerten Lieferkette, entstehen durch unsere Primärverpackungen. Wir haben also einen relevanten Hebel bei der CO2-Reduktion, wenn wir es schaffen, den CO2-Fußabdruck unserer Verpackungsmaterialien zu verbessern. Wir fokussieren uns hierbei auf Kunststoff und Aluminium und haben uns ambitionierte Ziele gesetzt: Bis 2025 wollen wir die Menge an erdölbasiertem Neukunststoff um 50% reduzieren, 30% recycelte Materialien in unseren Kunststoffverpackungen verwenden und 100% unserer Verpackungen wiederbefüllbar, wiederverwendbar oder recycelbar machen. Diese Zielsetzungen tragen zu unserem Klimaziel bei, bis 2025 unsere Scope-1-, -2- und -3-Emissionen um 30% reduzieren.

Welche Rolle spielt die Produktformel, wenn es darum geht, die Emissionen Ihrer Produkte und den damit einhergehenden CO2-Fußabdruck zu reduzieren?

Urte Koop: Prinzipiell hat jeder Inhaltsstoff eine Auswirkung auf unser Klima. Es gibt Inhaltsstoffe mit höheren und Inhaltsstoffe mit geringeren Emissionen. Das liegt an ihrer Herkunft sowie der Art und Weise, wie sie beschafft, verarbeitet und transportiert werden. Auch von der Rezepturseite her können wir daher einen Beitrag zu unseren Klimazielen und unserer Nachhaltigkeitsagenda CARE BEYOND SKIN leisten. Vor allem bei unseren beliebtesten Produkten, die von Millionen von Verbraucher*innen rund um die Welt genutzt werden, können wir einiges bewirken. Unsere neue, klimafreundlichere NIVEA Soft-Formel ist ein hervorragendes Beispiel dafür. 

Was haben Sie zuletzt im Bereich nachhaltigerer Formeln mit geringerem CO2-Fußabdruck erreicht?

Urte Koop: Wir arbeiten mit unseren Forschungs- und Entwicklungsteams kontinuierlich an nachhaltigeren Formeln – über unsere verschiedenen Marken, Hautpflegekategorien und Produktsortimente hinweg. Die neueste Errungenschaft ist die weiterentwickelte NIVEA Soft, die 2022 mit einer klimafreundlicheren Formel auf den Markt kommen wird. Wir haben mehrere Jahre daran gearbeitet, und es war eine ziemliche Herausforderung, die hervorragenden Hautpflegeeigenschaften des Produkts und die einzigartige Sensorik, die unsere Verbraucher*innen lieben, beizubehalten und gleichzeitig die Formel in mehreren Dimensionen nachhaltiger zu machen.

Wie schaffen Sie es, die Verpackung nachhaltiger zu gestalten und damit den CO2-Fußabdruck zu senken?

Eva Bredehorst: Wir überprüfen unsere Verpackungen und deren Klimaeinfluss aus allen Blickwinkeln. Sowohl die Menge als auch die Art des Verpackungsmaterials hat einen Einfluss auf unseren CO2-Fußabdruck. Durch bewusste Entscheidungen können wir Abfall vermeiden und damit unsere Umweltauswirkungen so gering wie möglich halten. Wir folgen dabei den sogenannten vier Rs (Reduce/Reuse/Recycle/Replace), um unsere Produktverpackungen nachhaltiger zu gestalten. Wir streben an, die Materialmenge zu reduzieren, recycelte Materialien zu integrieren und Alternativen zu erdölbasiertem Kunststoff zu verwenden. So entwickeln wir Materialalternativen und Technologien, die geringere Emissionen haben, und explorieren auch neue, nachhaltige Produktangebote, wie z.B. wiederverwendbare Verpackungen. Unsere Vision ist die Kreislaufwirtschaft, bei der es uns gelingt, Materialien immer wieder zu verwenden, ohne dass neue, zusätzliche Ressourcen verbraucht werden. Die Zusammenarbeit mit Partner*innen entlang der gesamten Wertschöpfungskette ist von entscheidender Bedeutung, um bedeutende Veränderungen zu erreichen und den Wandel zu einer Welt mit vollständig kreislauffähigen Verpackungen voranzutreiben.

Vor welchen Herausforderungen stehen Sie bei der nachhaltigen Gestaltung der Verpackungen?

Eva Bredehorst: Eine Herausforderung, mit der wir ständig konfrontiert sind, ist die Integration von recycelten Kunststoffen beziehungsweise die benötigten Mengen an hochwertigem recyceltem Kunststoff (PCR-Qualitäten) für uns sicherzustellen. Viele Unternehmen sind an dieser Art von recyceltem Kunststoff interessiert, und die Mengen sind noch sehr begrenzt. Das kann zu Schwierigkeiten bei der Beschaffung führen. Außerdem ist nicht nur die Verfügbarkeit eine Herausforderung, sondern auch die Qualität des Materials. Das recycelte Verpackungsmaterial darf die Sicherheit unserer Hautpflegeprodukte keinesfalls beeinträchtigen. Deshalb arbeiten wir auch intensiv mit unseren Lieferanten zusammen und engagieren uns in verschiedenen branchenübergreifenden Gremien, um die Kunststoffsortierung weiter zu verbessern und einen Kosmetik-Standard zu definieren. 

Was waren die größten Herausforderungen bei der Neuformulierung der NIVEA Soft?

Urte Koop: Die größte Herausforderung bestand darin, alternative Inhaltsstoffe zu finden, die nachhaltiger sind und einen geringeren CO2-Fußabdruck aufweisen, dabei aber genauso sicher, wirksam und funktional sind und sich auch mit anderen Formelbestandteilen vertragen. Außerdem mussten wir das gleiche sensorische Erlebnis für unsere Verbraucher*innen beibehalten. Und nicht zuletzt mussten wir, da es sich um ein globales Produkt handelt, auch die Verfügbarkeit der Rohstoffe in den von uns benötigten großen Mengen sicherstellen.

Unser Formelentwicklungsteam hat mehrere Jahre lang an der Weiterentwicklung gearbeitet. Sie testeten mehr als 1.000 Formelprototypen mit mehr als 8.000 Verbraucher*innen, um die perfekte Formel zu finden, die sowohl zu unserer Nachhaltigkeitsagenda CARE BEYOND SKIN beiträgt, unsere „Climate Care“ Mission unterstützt, als auch die Hautpflegebedürfnisse und -erwartungen unserer Verbraucher*innen weiterhin in Gänze erfüllt.