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28.10.2024

Innovative Wundversorgung: Pflaster und Wundheilung neu gedacht

Núria Canal Paulí, Technology Manager und Dr. med. Maike Kuhlmann, Head of Medical & Clinical Affairs Health Care

Schon seit der Gründung des Unternehmens vor über 140 Jahren hat Beiersdorf die Wundversorgung revolutioniert und seine Produkte kontinuierlich weiterentwickelt. Vom ersten Pflaster mit einer Mullauflage, das somit auch für offene Wunden geeignet war, bis hin zur Einführung elastischer Verbände im Jahr 1932 und besonders hautfreundlicher Optionen in den späten 1960er Jahren hat die Marke Hansaplast stets neue Maßstäbe in der Wundheilung gesetzt.

Pflaster sind alltägliche Produkte, die wir oft als selbstverständlich ansehen. Sie schützen uns bei allem, von kleinen Kratzern in der Kindheit bis hin zu Missgeschicken in der Küche. Dennoch glauben viele immer noch, dass kleine Wunden besser an der Luft heilen und nicht mit einem Pflaster versorgt werden müssen. Entgegen dieser weit verbreiteten Meinung hat die medizinische Forschung gezeigt, dass Wunden unter feuchten Wundheilungsbedingungen schneller und effektiver heilen. Aber warum ist das eigentlich so?

Im Interview erläutern Dr. med. Maike Kuhlmann, Head of Medical & Clinical Affairs Health Care und Núria Canal Paulí, Technology Manager bei Beiersdorf, was ein wirksames Pflaster ausmacht, welche Vorteile die feuchte Wundheilung bietet und warum diese Innovationen der Schlüssel für eine schnellere Wundheilung sind und das Risiko der Narbenbildung reduzieren. 

Ein Pflaster scheint ein einfaches Produkt zu sein. Was sind die Merkmale, die ein gutes Pflaster ausmachen und warum?

Núria Canal Paulí: Auch wenn Pflaster ziemlich simpel aussehen, sind sie in Wirklichkeit komplexe Produkte mit mehreren Komponenten, von denen jede eine bestimmte Funktion erfüllt. Ein hochwertiges Pflaster setzt sich aus vier Bestandteilen zusammen: Trägermaterial, Klebmasse, Wundauflage und Abdeckfolie. Jeder Bestandteil hat eine andere, aber sehr spezifische Funktion: Das Trägermaterial gibt dem Pflaster Stabilität und schützt die Wunde vor äußeren Einflüssen. Je nach eingesetztem Material wird gewährleistet, dass das Pflaster z.B. wasserfest, atmungsaktiv oder besonders flexibel ist. Das Trägermaterial ist mit der Klebmasse beschichtet, die für die zuverlässige Haftung des Pflasters auf der Haut sorgt. Die Wundauflage steht in direktem Kontakt mit der Wunde und bietet zusätzlichen Schutz, polstert und absorbiert Wundflüssigkeiten, ohne mit der Wunde zu verkleben. Das Abdeckpapier schützt das Pflaster und wird während des Anbringens des Pflasters entfernt.

Ein qualitativ hochwertiges Pflaster könnte also beschrieben werden als: Ein Pflaster, das vor Wasser, Schmutz und Bakterien schützt, flexibel ist und sich den Bewegungen anpasst, während es eine zuverlässige und langanhaltende Klebkraft bietet, für einen ungestörten und optimalen Heilungsprozess.   

Wie heilt eine Wunde?

Dr. med. Maike Kuhlmann: Wenn wir uns verletzen, erwarten wir, dass die Wunde schnell und ohne sichtbare Spuren verheilt. Viele Menschen denken, dass Wunden von selbst heilen, wenn man sie an der Luft aussetzt. Doch die Wundheilung ist ein komplexer Prozess, und viele Faktoren können diesen stören und die Heilung verzögern.

Wenn eine Wunde unbedeckt oder unbehandelt bleibt, setzt der natürliche Heilungsprozess mit der Blutgerinnung und der Bildung einer Kruste ein. Dies ist eine clevere Art des Körpers, sich vor Blutverlust und äußeren Einflüssen zu schützen, aber leider sind das nicht die optimalen Bedingungen für die Wundheilung. Durch die Bildung einer Kruste trocknet die Wunde aus, was es den neu gebildeten Zellen erschwert, die Gewebelücke zu schließen. Zudem kann die Kruste leicht aufbrechen, was die Heilung verzögern und das Infektionsrisiko erhöhen kann, da Schmutz und Bakterien in die Wunde gelangen können. Auch das Risiko der Narbenbildung steigt.  

Wie kann also die Heilung unterstützt werden? Was sind die Vorteile der feuchten Wundheilung?

Dr. med. Maike Kuhlmann: Der Schutz von Wunden nach Prinzipien der feuchten Wundheilung (z. B. mit Polyurethan- oder Hydrokolloidverbänden, speziellen Wundheilsalben) unterstützt den natürlichen Heilungsprozess.   

Studien haben gezeigt, dass die Zellen unter feuchten Bedingungen schneller wachsen, sich teilen und wandern, wodurch der Wundheilungsprozess optimiert und die Wahrscheinlichkeit einer Narbenbildung verringert wird.1 Gleichzeitig werden Krusten, die die Bildung neuen Gewebes hemmen, verhindert.

Links: Trockene Wundheilung, Rechts: Feuchte Wundheilung

Wann sollte ich mich für eine feuchte und wann für eine trockene Wundheilung entscheiden? Hängt dies von der Art oder Größe der Wunde ab?

Dr. med. Maike Kuhlmann: Es kommt weniger auf die Größe als vielmehr auf die Art und Tiefe der Wunde an. Die feuchte Wundheilung ist bereits eine etablierte Methode in der professionellen Behandlung, insbesondere bei chronischen, schwer heilenden Wunden. Aber auch bei alltäglichen Verletzungen wie Schürfwunden ist sie ideal, denn sie fördert die Neubildung des Gewebes, beschleunigt den Heilungsprozess, verringert das Risiko der Narbenbildung und hilft, Schmerzen zu lindern. 

Was kann ich tun, um die richtigen Bedingungen für eine feuchte Wundheilung zu schaffen? Gibt es bestimmte Technologien, die dabei helfen?

Núria Canal Paulí: Ja, es gibt wirksame Möglichkeiten, die ein feuchtes Heilungsmilieu für Wunden schaffen. Heutzutage sind Technologien, die die feuchte Wundheilung fördern, der Goldstandard in Krankenhäusern, obwohl sie in der Hausapotheke der meisten Verbraucher*innen noch nicht so weit verbreitet sind. Wir bei Health Care (Hansaplast, Elastoplast, Curitas) setzen uns dafür ein, die feuchte Wundheilung voranzutreiben, und werden in Kürze ein Produkt auf den Markt bringen, das die Versorgung auf Krankenhausniveau zu unseren Verbraucher*innen nach Hause bringt. Das Warten lohnt sich: Diese tolle Innovation macht eine professionelle Wundbehandlung zugänglicher als je zuvor!

Danke für das Interview! 

1Nuutila K, Eriksson E. Moist Wound Healing with Commonly Available Dressings. Adv Wound Care (New Rochelle). 2021 Dec;10(12):685-698. doi: 10.1089/wound.2020.1232.

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Über die Autorin: Anne Oehler

Anne ist innerhalb des Corporate Communications Teams für die Kommunikation rund um unsere Pharmacy- und Selektiv-Marken verantwortlich. Dabei kümmert sie sich um internationale Kommunikationsprojekte für Marken wie Eucerin, Aquaphor, Hansaplast, La Prairie und Chantecaille.