11.07.2023

3 Fragen, 3 Antworten – Experteninterview zum Sonnenschutz

„Die Haut vergisst nicht – und sie verzeiht nichts.“

Sonne schenkt gute Laune und Energie. Doch zu viel davon kann der Haut schaden und später sogar zu Hautkrebs führen. Wie wichtig richtiger Sonnenschutz ist, weiß Dr. Ludger Kolbe, Chief Scientist für Photobiologie beim Hautpflegekonzern Beiersdorf. Im Interview erklärt er, warum Sonnenschutz ein Must-have ist, welche Rolle der Lichtschutzfaktor spielt und was die jüngsten Erkenntnisse der Beiersdorf-Forschung sind.

Dr. Kolbe, was macht die Sonne mit der Haut und warum ist Sonnenschutz ein Must-have in der Hautpflege?

Die Sonne hebt unsere Laune und schenkt uns Energie – gleichzeitig ist aber Vorsicht geboten: die ultravioletten Strahlungen des Sonnenlichts, kurz UV-Strahlung genannt, sind für das menschliche Auge zwar nicht sichtbar, wirken aber auf verschiedene Weise auf unseren Körper ein. Die sogenannten UVB-Strahlen regen die körpereigene Synthese von Vitamin D an und steigern damit das Wohlbefinden. Ist die Haut jedoch diesen Strahlen – ebenso wie den UVA-Strahlen – über einen längeren Zeitraum ungeschützt ausgesetzt, können sie Schaden anrichten: Während kurzwellige UVB-Strahlung zu Sonnenbrand führt und die DNA der Hautzellen schädigt, beschleunigt die langwelligere UVA-Strahlung die Alterung der Haut und kann Sonnenallergien hervorrufen. Sowohl UVA- als auch UVB-Strahlung begünstigt die Entstehung von Hautkrebs. Kurzum: jeder Aufenthalt in der Sonne und jeder Sonnenbrand erhöht das Hautkrebsrisiko. Die Haut vergisst nie und sie verzeiht nichts, daher ist der richtige Schutz vor UV-Strahlung, also der richtige Sonnenschutz, enorm wichtig.

Lässt sich denn sagen, wie viel Sonne noch gesund ist? Und welche Rolle spielt dabei der Lichtschutzfaktor?

Jede Haut ist sehr individuell und genau darauf sollten wir auch den Sonnenschutz abstimmen. Jeder Mensch verfügt über eine ganz eigene sogenannte Eigenschutzzeit. Diese gibt an, wie lange sich unsere Haut vor der Sonne schützen kann, ohne Schäden davon zu tragen. Hellere Hauttypen, vielleicht sogar mit Sommersprossen und hellblondem oder rotem Haar weisen mit zehn Minuten eine sehr geringe Eigenschutzzeit auf – sie müssen sich im Vergleich zu dunkleren Hauttypen und einer Eigenschutzzeit von dreißig Minuten besonders stark vor der Sonne schützen. Die Haut von Kindern etwa hat nur eine Eigenschutzzeit von fünf Minuten, daher ist für sie ein Lichtschutzfaktor (LSF) von 30, besser sogar 50 zu wählen.

Der Lichtschutzfaktor gibt an, wie lange Sonnencremes, Sonnensprays und Co. die Haut vor negativen Auswirkungen der UV-Strahlung schützen – also vor Sonnenbrand oder auch frühzeitiger Hautalterung. Je höher der Lichtschutzfaktor ist, desto länger hält der Schutz an. Bei einer Eigenschutzzeit von zehn Minuten und LSF 30 sind das 10 x 30 Minuten, also 300 Minuten. Da Schwitzen oder die Reibung am Sand oder Handtuch den Schutz verringern, sollte das Optimum allerdings nie ausgereizt werden. Es kommt darauf an, dass möglichst wenig UV-Strahlen in die Haut eindringen, insofern ist der Lichtschutzfaktor 50 eine sehr gute Wahl – LSF 30 sollte es mindestens sein. Darüber hinaus gilt: Mehr ist mehr – also auf keinen Fall zu sparsam auftragen. Dies gilt für alle Bereiche des Körpers, die ungeschützt der Sonne ausgesetzt sind.

Sonnenschutz ist seit gut 80 Jahren ein bedeutendes Forschungsfeld von Beiersdorf. Über die Marken NIVEA, Eucerin und Coppertone haben Sie in diesem Bereich viele Forschungserfolge erreicht und Meilensteine gesetzt. Können Sie uns hier einige Einblicke geben – insbesondere in Bezug auf die jüngsten Forschungsergebnisse?

NIVEA ist die weltweite Nr. 1 Marke in der Sonnenpflege1 und dieser Erfolg kommt nicht von ungefähr. Bei Beiersdorf sind wir ein Pionier im Bereich Sonnenschutz – das gilt für NIVEA, aber auch für unsere US-amerikanische Sonnenschutzmarke Coppertone. Vor knapp 50 Jahren haben wir maßgeblich zur Entwicklung und Etablierung des Lichtschutzfaktors beigetragen. Der Lichtschutzfaktor machte es erst möglich, die Wirksamkeit von Sonnenschutzprodukten wissenschaftlich zu vergleichen. Doch unsere Forschung hörte damit nicht auf. Immer wieder setzen wir Meilensteine und generieren wichtige Erkenntnisse. Unter den Marken NIVEA und Eucerin haben wir beispielsweise Produkte entwickelt, die Sonnenschutz und die Behandlung von Hyperpigmentierung in einer Formel vereinen. Mit Eucerin Actinic Control brachten wir vor zwei Jahren ein Fluid mit einem sehr hohen UVA- und UVB-Schutz auf den Markt. Mit einem Lichtschutzfaktor von 100 eignet sich das Produkt insbesondere für sonnenempfindliche Haut und zur Vorbeugung gegen aktinische Keratose und gegen hellen Hautkrebs. 

Ein aktuelles und sehr besonderes Highlight war die Entwicklung eines individuellen Sonnenschutzproduktes für ein Mädchen mit der seltenen Lichtkrankheit Erythropoetische Protoporphyrie, kurz EPP. Sie wird durch einen seltenen Gendefekt ausgelöst und bei ihr führt Sonnenlicht auf der Haut, bedingt durch einen bestimmten chemischen Prozess, zu starken Schmerzen. Unsere Forschung hat uns gezeigt, dass dem Sonnenschutz für dieses Mädchen spezielle lichtstreuende Pigmente zugesetzt werden müssen. Diese hindern das Licht daran, in die Haut einzudringen. Möglich war die Entwicklung des Produkts vor allem durch unsere umfassenden Forschungsaktivitäten rund um den schädlichen Einfluss des blauen Lichts aus der Sonnenstrahlung, dem sog. HEVIS-Licht. Durch das speziell auf das Mädchen zugeschnittene Produkt wird die Krankheit zwar nicht geheilt, aber die Creme konnte zur Verbesserung der Lebensqualität des Mädchens beitragen – ein großer Erfolg!

1Quelle: Euromonitor International Limited; NIVEA in der Kategorie Sonnenpflege, inkl. Sonnenschutz, Après-Pflege und Selbstbräuner, Umsatz 2022.

Dr. Ludger Kolbe, Chief Scientist für Photobiologie, Beiersdorf AG

Dr. Ludger Kolbe ist anerkannter Biologe und Spezialist für Photobiologie. Seine Suche nach neuen Ansätzen für die dermatologische und kosmetische Hautpflege hat bereits zu einer Vielzahl von Patenten und wissenschaftlichen Publikationen geführt. Dr. Ludger Kolbe ist Mitglied in bedeutenden internationalen Gremien, Gesellschaften und Expertenrunden.

 

 

Über die Autorin: Kathrin Erbar

Kathrin Erbar

Kathrin nimmt uns mit auf eine Reise in das faszinierende Feld der Forschung und Entwicklung bei Beiersdorf. Bevor sie sich mit der DNA von Beiersdorf beschäftigte, war sie für die Kommunikation zu Themen rund um HR zuständig, darunter Diversity, Führung oder New Work. Davor hatte sie sich ganz den Zahlen verschrieben und war mehrere Jahre lang für die Finanzkommunikation bei Beiersdorf verantwortlich.