12.01.2023

Ein Haus so bunt wie seine Menschen

Die Beiersdorf-Kindertagesstätte „Troplo Kids“ in Hamburg

Welcher Malstift passt zu welcher Hautfarbe? Warum esst ihr zuhause mit Stäbchen? Wieso hast du zwei Mütter? Kinder stellen viele Fragen, auch über Vielfalt. In der Kindertagesstätte von Beiersdorf gehört das Thema zum Leitbild und war 2022 ein Schwerpunkt in der Qualitätsentwicklung.

Schon bevor man die Kita der Beiersdorf AG an ihrem Heimatstandort in Hamburg-Eimsbüttel betritt, wird eines klar: Dieses Haus ist bunt, von außen ebenso wie innendrin. „Unser Anliegen ist es, Vielfalt zu leben, zu achten und zu begleiten“, steht als Leitspruch unübersehbar im knallgrünen Eingangsbereich. Doch was bedeutet Diversität im Kita-Alltag für Erzieher*innen, Kinder und ihre Eltern? Im Gespräch mit Claudia Pingel-Junker, Pädagogin und Qualitätsbeauftrage bei den „Troplo Kids“, wird deutlich:
Ob Groß oder Klein – Vielfalt ist eine Haltung und eine spannende Reise.

Wie vielfältig sind die Beiersdorf „Troplo Kids“?

Wir sind so vielfältig wie die Welt. Bei rund 100 Kindern im Krippen-, Elementar- und Vorschulbereich mit ihren Eltern und 30 Kita-Mitarbeiter*innen kommen viele unterschiedliche Menschen zusammen. Damit passen wir auch gut in unseren Stadtteil Hamburg-Eimsbüttel, denn der ist ebenso bunt. Übrigens kommen rund 20 Prozent der Troplo-Kids aus benachbarten Familien ohne direkten Bezug zum Unternehmen. Bei allen anderen Kindern arbeitet zumindest ein Elternteil bei Beiersdorf.

Ihr habt euch in der letzten Zeit intensiv mit dem Thema Vielfalt beschäftigt: Warum?

Claudia Pingel-Junker, Pädagogin und Qualitätsbeauftrage bei den „Troplo Kids“

Vielfalt ist für Beiersdorf ein wichtiges Thema, das durch den Unternehmensbereich „Diversity & Inclusion“ eine sehr aktive Stimme hat, hier in der Konzernzentrale und weltweit. In unserer Kindertagesstätte leben wir Vielfalt eigentlich schon immer – auch unabhängig von unserem Leitsatz, den wir uns auf dem Qualitätstag im September 2020 gegeben haben. Und doch laufen viele damit verbundenen Aspekte im Alltag irgendwie nur mit. Uns war das zu wenig. So entstand im Team der Wunsch, dem Leitsatz größere Aufmerksamkeit zu schenken und Vielfalt mit mehr Leben zu füllen. Die intensive Beschäftigung mit dem Thema hat dazu geführt, dass wir unseren Blick geweitet und unsere Haltung noch einmal geschärft haben.

Soweit die Theorie, was habt ihr konkret gemacht?

Zunächst haben wir uns selbst viele Fragen gestellt. Was ist Vielfalt überhaupt? Was braucht es dafür? Was ist uns als Team wichtig? Welche gesellschaftlichen Werte möchten wir den Kindern vermitteln? Dazu hatten wir unter anderem einen tollen Austausch mit unserer Kollegin Misel Ahom, der globalen Direktorin für „Diversity & Inclusion“, und ihrem Team. Sehr wertvoll war außerdem das professionelle Coaching durch die externe Expertin Christine Weiner, die im ersten Beruf Erzieherin war und sich als sogenannte Supervisorin auf die Arbeit mit Kindern und Erzieher*innen spezialisiert hat. Sie war schon bei unserem Qualitätstag 2021 und hat uns danach weiter begleitet. Dann haben wir das ganze Haus unter dem Aspekt der Vielfalt angeschaut. Ein Beispiel von vielen sind Wimmelbilder. Die sind zumindest in älteren Kinderbüchern nicht sehr divers. Mittlerweile haben wir sie aussortiert. Dank einer Spende von Misel Ahoms Abteilung sind neue, vielfältige Materialien und Bücher eingezogen.

Wie spiegelt sich euer Vielfalt-Projekt darüber hinaus im Kita-Alltag wider?

Kreativ setzten sich die „Troplo Kids“ mit der Gefühlswelt auseinander: Welche Gefühle gibt es? In welcher Situation fühle ich mich wie? Was fühlen andere?

Vieles, was wir erarbeitet haben, ist über die Kolleg*innen in die Gruppenarbeit eingeflossen. Die Kinder im „Fuchsbau“ haben sich mit der Frage beschäftigt, wie vielfältig sich das menschliche Miteinander in Kinderliteratur und -liedern präsentiert. Entstanden sind eine Bücherliste und eine für die Eltern zugängliche Spotify-Playlist. Auch im „Eulennest“ ging es um Bücher, die von Unterschieden erzählen, sowie um Lieder aus aller Welt. Zwei Gruppen haben sich intensiv mit dem Thema Vielfalt und Familie auseinandergesetzt. Dazu passend haben die Familien individuelle Plakate gestaltet, die jetzt an den Wänden hängen. Die Kinder sehen bildlich, wie unterschiedlich Familien daherkommen, beispielsweise in ihren Hautfarben oder ihren Strukturen. Da kommen automatisch Fragen, warum auf einem Bild zwei Mütter zu sehen sind, wie man sich in anderen Kulturen begrüßt oder was es zuhause zu essen gibt. Ein paar Beispiele von vielen.

Welche Ziele verbindet ihr mit all dem?

Kinder merken sofort, wenn sich etwas von ihrer eigenen Welt unterscheidet. Dabei sind sie grundsätzlich offen. Wenn wir mit Vielfalt einen Umgang leben, der vermittelt, dass es zwischen Menschen nun mal Unterschiede gibt, lernen Kinder das sehr einfach. Das ist das Ziel. Damit verbinden wir den Grundsatz, dass diese Tatsache eine Bereicherung für das gemeinsame Leben und Wirken darstellt. Auch als Erwachsene lernen wir noch voneinander, können Erfahrungen neu bewerten und Haltungen verändern. Dafür brauchen wir die Offenheit und das Interesse am anderen, das Kinder wie selbstverständlich mitbringen. Und wir brauchen die Motivation, uns selbst zu reflektieren. Es geht darum, die Bereitschaft zu entwickeln, anderen Lebensweisen positiv zu begegnen, ohne diese gleich übernehmen zu müssen. Diese Haltung ermöglicht einen respektvollen Umgang und gegenseitige Wertschätzung, die wir uns alle wünschen. 

Vielen Dank für das inspirierende Gespräch.

Über die Autorin: Diana Lühmann

Diana Lühmann

Diana ist bei uns seit Herbst 2019 für die Kommunikation rund um HR und inspirierende Menschen bei Beiersdorf verantwortlich. Dazu gehören unter anderem die Themenfelder Diversity, Learning & Development, Karriere, Führung und Gesundheit. Zuvor verantwortete sie fünf Jahre lang die R&D Communications und erkundete die spannende Welt unserer Forschung und Entwicklung.