11.10.2022

Empowering Girls: „Gleichberechtigung funktioniert nur, wenn alle mit einbezogen werden.“

Seit Ende 2020 engagiert sich Beiersdorf unter dem Motto „We Care Beyond Skin by Empowering Girls“ für die Gleichberechtigung von Mädchen und jungen Frauen. Gemeinsam mit den Nichtregierungsorganisationen (NGOs) Plan International, CARE und Ashoka wurden dazu verschiedene Projekte in Lateinamerika, Afrika und Europa aufgesetzt. Wir haben den Internationalen Mädchentag zum Anlass genommen, um unsere Kollegin Katharina Schulze Herking aus dem Team ‚Social Impact Strategy & Partnerships‘ zum Gespräch zu bitten und mit ihr über das Engagement von Beiersdorf zu sprechen. Im Interview erzählt sie gemeinsam mit Sandra Henseler von Plan International und Bettina Ernst von CARE, was sie in den vergangenen zwei Jahren erreicht haben und welchen Mehrwert Kooperationen zwischen NGOs und Unternehmen bringen.

Katharina, du bist bei Beiersdorf als Manager Social Impact Strategy & Partnerships tätig. Was genau sind deine Aufgaben und was reizt dich persönlich an deiner Arbeit?

Katharina Schulze Herking (Mitte), Manager Social Impact Strategy & Partnerships Beiersdorf

Katharina: In meinem täglichen Job gestalte ich zusammen mit meinen Kolleg*innen das gesellschaftliche Engagement von Beiersdorf und unseren Marken auf strategischer Ebene. Wir schauen uns an, in welchen Bereichen und über welche Projekte Beiersdorf über die eigene Wertschöpfungskette hinaus gesellschaftliche Wirkung entfalten kann – immer im Einklang mit unserer Nachhaltigkeitsagenda CARE BEYOND SKIN. Dies setzen wir dann zum Beispiel in Form von Partnerschaften in verschiedenen Leuchtturmprojekten auf globaler Ebene um. Darüber hinaus arbeiten wir eng mit unseren Marken und Tochtergesellschaften weltweit zusammen und beraten sie bei der Umsetzung ihrer lokalen, sozialen Projekte. Es ist die Schnittstelle zwischen Unternehmen und Zivilgesellschaft, die ich besonders spannend finde. Ich arbeite seit vielen Jahren ehrenamtlich für verschiedene NGOs, auch hauptamtlich war ich schon vor Beiersdorf im Non-Profit-Bereich tätig. Gemeinsam mit verschiedensten in- und externen Akteur*innen den gesellschaftlichen Wandel vorantreiben – das reizt mich an meiner Arbeit besonders!

Zu Beginn der Corona-Pandemie hat Beiersdorf das größte Hilfsprogramm der Unternehmensgeschichte ins Leben gerufen. Unter der Zielsetzung „Empowering Girls“ habt ihr u.a. gemeinsam mit Plan International und CARE verschiedene Projekte aufgesetzt. Warum wurde diese Zielsetzung gewählt?

Katharina: Das von dir angesprochene Hilfsprogramm wurde im März 2020 ins Leben gerufen – damals waren die mittel- und langfristigen Auswirkungen der Corona-Pandemie noch gar nicht wirklich absehbar. Neben Soforthilfen und Desinfektionsmittel-Spenden haben wir in Abstimmung mit unserem NGO-Netzwerk geschaut, welche Zielgruppen von der Pandemie und deren Auswirkungen besonders hart betroffen sind. Das waren und sind in besonderem Maße Mädchen und junge Frauen – da sie zum Beispiel sexualisierte und häusliche Gewalt erfahren haben oder nach dem Ende der Schulschließungen häufig nicht zur Schule zurückkehren konnten. Viele Mädchen müssen beispielsweise zum Familieneinkommen beitragen oder haben während der Pandemie eigene Kinder bekommen. Aus diesem Grund ist die Stärkung von Mädchen und jungen Frauen unsere übergeordnete Zielsetzung – wohlwissend, dass wir diese nur erreichen können, wenn alle Personen im Umfeld einbezogen und nicht vernachlässigt werden.

Und wo genau liegen die inhaltlichen Schwerpunkte eurer Zusammenarbeit?

Katharina: Mit Plan International und CARE haben wir Partner an unserer Seite, die langjährige Erfahrungen und viel Fachwissen mitbringen und auf gute und stabile Netzwerke vor Ort zurückgreifen können. Unsere Projekte in Brasilien, Kolumbien, Ecuador, Kenia, Ghana und Nigeria haben wir gemeinsam mit Plan International aufgesetzt. Hier geht es vor allem um den Schutz vor geschlechterspezifischer Gewalt und darum, den Zugang zu Bildung zu ermöglichen. Mit CARE setzen wir Projekte in Kenia, Äthiopien, Somalia und im Sudan um. Dort konzentrieren wir uns darauf, einen gleichberechtigten Zugang zum Gesundheitssystem zu schaffen, die COVID-19-Aufklärung voranzutreiben und jungen Frauen zu ermöglichen, ökonomische Sicherheit zu erlangen – denn viele Menschen haben durch die Pandemie ihre gesamte Lebensgrundlage verloren.

Sandra und Bettina, ihr betreut die Partnerschaft mit Beiersdorf von Seiten der NGOs Plan International und CARE. Warum setzt ihr als gemeinnützige Organisationen auf Kooperationen mit Unternehmen? Und wie erlebt ihr die Zusammenarbeit mit Beiersdorf?

Sandra Henseler (Mitte), Corporate Partnerships Plan International Deutschland e.V.

Sandra: Als Kinderhilfsorganisation erhält Plan International öffentliche Gelder. Aber auch private Geber, ob Privatpersonen oder Unternehmen, sind für uns relevant. Partnerschaften mit Unternehmen bieten darüber hinaus beiden Seiten Vorteile: Wir verhelfen uns gegenseitig zu mehr Sichtbarkeit und lernen im Verlauf der Partnerschaft voneinander. Gemeinsam mit unseren Partnern wollen wir Kinder, vor allem Mädchen und junge Frauen und ihre Familien, durch Empowerment und die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben unterstützen. Für eine erfolgreiche Kooperation hilft eine vertrauensvolle und enge Zusammenarbeit wie mit Beiersdorf natürlich ungemein. Dabei unterziehen wir alle unsere Partner einem regelmäßigen Ethik-Check. Auch das ist Grundlage für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.

Bettina: Sandra hat den wichtigsten Aspekt bereits auf den Punkt gebracht: Unternehmen bringen uns nicht nur zusätzliche Gelder – auch die Synergien und der Erfahrungsaustausch bedeutet für uns einen großen Mehrwert! Beiersdorf ist für CARE einer der größten Partner, aber natürlich schauen wir – ebenso wie Plan – ganz genau hin, mit welchen Unternehmen wir Partnerschaften eingehen. Uns sind gemeinsame Werte wichtig. Und ein aktives Miteinander auf Augenhöhe. Wichtig ist auch, dass das Unternehmen hinter dem Engagement steht und diesbezüglich authentisch ist – und genau das ist bei Beiersdorf gegeben! Die Zusammenarbeit mit Katharina und ihren Kolleg*innen funktioniert insgesamt sehr gut. Wir haben kurze Wege, agieren schnell und transparent auf beiden Seiten. Gleichzeitig hat Beiersdorf ein großes Verständnis für die Komplexität der Themen und die sich ändernden Bedarfe. Das macht die Zusammenarbeit sehr angenehm, einfach und effizient!

Sprechen wir über eure Projektarbeit vor Ort. Wie können wir uns das vorstellen? Was habt ihr zusammen mit Beiersdorf in den vergangenen Monaten auf die Beine gestellt?

Bettina Ernst, Manager Corporate Partnerships CARE Deutschland e.V.

Bettina: Damit die Arbeit vor Ort reibungslos funktioniert, haben wir in jedem Land ein CARE-Länderbüro. Im Falle unserer Zusammenarbeit mit Beiersdorf haben wir darüber hinaus in den Ländern, in denen wir gemeinsam aktiv sind – also Kenia, Äthiopien, Somalia und Sudan – einen Projekt-Manager, der alles vor Ort koordiniert. Unsere Projekte entwickeln wir „Bottom-Up“. Das heißt, wir machen uns zunächst ein Bild von den Bedarfen vor Ort, um unsere Projekte genau danach auszurichten. Ein großer Teil unserer Projektarbeit war und ist die Aufklärung rund um Corona; wir haben zum Beispiel Abstandsregeln und Hygiene-Maßnahmen eingeführt. Die Stärkung der Gesundheitsangebote ist insgesamt ein wichtiger Schwerpunkt unserer Arbeit. In Kenia arbeiten wir beispielsweise mit rund 200 Gesundheitszentren zusammen und sorgen für Verbesserungen in der Gesundheitsversorgung. Außerdem wollen wir im Rahmen der Projekte die wirtschaftliche Situation von jungen Frauen verbessern. Etwa durch Business-Schulungen und durch sich gegenseitig unterstützende Kleinspargruppen mit der Möglichkeit, sich zinsfrei Geld zu leihen.

Sandra: Auch bei unseren Projekten läuft der Großteil der Arbeit über unsere Länderbüros. Basierend auf den Bedürfnissen vor Ort haben wir gemeinsam mit Beiersdorf die Projekte in Brasilien, Kolumbien, Ecuador, Kenia, Ghana und Nigeria aufgesetzt. In Kolumbien zum Beispiel konnten wir bereits viele konkrete Maßnahmen umsetzen: Die Verteilung von Hygiene-Kits, eine Back-to-School-Kampagne oder die Einrichtung eines „Safe Space“, einer Art Jugendschutzzentrum, in Bogotá. Neben Bildungsangeboten ermöglichen wir dort auch Freizeit- und Sportaktivitäten und schaffen damit einen Raum für soziale Interaktion. Viele Jugendliche begleiten wir dort über einen sehr langen Zeitraum und erleben hautnah, wie viel unsere Arbeit vor Ort bewirkt. Auch in den anderen Ländern konnten wir dank der Unterstützung von Beiersdorf sehr viel bewirken: In Kenia haben wir zum Beispiel 50 Schulen mit einem Wassersystem ausgestattet und damit die tägliche Handhygiene ermöglicht. In Nigeria haben wir junge Mädchen, die durch unterschiedliche Umstände früh schwanger geworden sind, unterstützt und ihnen damit eine Perspektive geboten. Für uns sind das viele kleine Erfolge – für die Betroffenen selbst sind unsere Maßnahmen oft überlebenswichtig!

Katharina, Du warst Anfang September zusammen mit Sandra in Kolumbien, um dir vor Ort von der Projektarbeit von Plan International selbst ein Bild zu machen. Welche Eindrücke hast du von dort mitgenommen?

„Safe Space“ für Kinder und Jugendliche in Bogotá

Katharina: Der Projektbesuch in Kolumbiens Hauptstadt Bogota war für mich eine einmalige Erfahrung. Vor Ort bekommst du noch einmal einen ganz anderen Bezug zu den Projekten. Du siehst hautnah, was umgesetzt wird, du siehst die Bedarfe, aber eben auch die tollen Fortschritte, die erzielt wurden. Das ist noch einmal etwas völlig anderes als die regelmäßigen schriftlichen Projektberichte, die wir von unseren Partnerorganisationen erhalten. Wir hatten auch die Möglichkeit, mit einigen der Teilnehmenden zu sprechen. Der von Sandra genannte „Safe Space“ war zum Beispiel sehr beeindruckend – hier wurde aus einer leerstehenden Lagerhalle ein Begegnungsort geschaffen, der den Kindern und Jugendlichen vor Ort Sicherheit und die Entwicklung von Perspektiven ermöglicht.

Einzelne Projekte stehen bereits kurz vor dem Abschluss, einige laufen noch weiter: Wie sieht euer persönliches Fazit aus? Was habt ihr erreicht – und was steht noch aus?

Sandra: Wir gehen tatsächlich langsam in die Auswertung der Projekte und sehen ganz deutlich, welchen Beitrag sie in den Gemeinden leisten. Corona war und ist nach wie vor eine große Herausforderung für die Arbeit vor Ort, aber wir haben uns flexibel angepasst, einzelne Aspekte digitalisiert und so einen wichtigen Beitrag für den systemischen Wandel vor Ort geleistet. Und gerade in Kenia, Ghana und Nigeria haben wir noch viel vor. In Ghana werden wir beispielsweise 16 Kinderschutzzonen mit Bücherregalen, Sitzgelegenheiten und Fernsehern ausstatten, damit Jugendliche einen Anlaufpunkt haben, an dem sie sich sicher und willkommen fühlen. Das ist besonders wichtig, da die Jugendlichen eine vertrauensvolle Anlaufstelle benötigen, um Fälle von Gewalt zu melden.

Bettina: Auch bei uns steht die finale Evaluierung noch aus, da die Projekte noch bis zum Jahresende laufen. Bis dahin wollen wir noch einige Maßnahmen umsetzen, zum Beispiel weitere Kleinunternehmen fördern. Was wir aber heute schon festhalten können ist, dass wir in der Kürze der Zeit – und unter den besonderen Herausforderungen in der Corona-Zeit – sehr viel erreicht haben. Die COVID-19-Aufklärung war wichtig, aber gerade bei den von uns initiierten Kleinspargruppen, mit deren Hilfe junge Frauen die finanzielle Chance bekommen haben, ihr eigenes kleines Business aufzubauen und auf eigenen Beinen zu stehen, ist der Einfluss besonders spürbar. Nicht nur für sie, sondern auch für ihr Umfeld, denn die Förderung hat positive Auswirkungen auf die ganze Familie. Durch die finanzielle Verbesserung können Frauen ihre Kinder wieder zur Schule schicken und es gibt eine Perspektive, wie die Zukunft bewältigt werden kann.

Katharina, wie blickst du aus heutiger Sicht auf das Beiersdorf-Engagement? Und kannst du uns einen Ausblick geben, wie es weiter geht?

Katharina: Wie Sandra und Bettina schon verdeutlicht haben: Was wir über unsere „Empowering Girls“ Projekte bewirken konnten, ist schon jetzt bemerkenswert. Zusammen haben wir bis heute bereits über 180.000 Menschen erreichen können. Und wir sind mit unseren Aktivitäten noch nicht am Ende! Die Projekte laufen noch ein paar Monate und für die Zeit danach evaluieren wir bereits neue Ideen. Denn nachhaltiger, gesellschaftlicher Wandel kann nur entstehen, wenn unterschiedliche Akteur*innen gemeinsam langfristig und verlässlich an den Projekten arbeiten und in der Lage sind, die Prozesse immer wieder an die aktuellen lokalen Gegebenheiten anzupassen. Dabei haben wir immer unsere übergeordnete soziale Vision im Blick: Die Stärkung einer inklusiven Gesellschaft.

Euch Dreien herzlichen Dank für das offene Gespräch!

Folgendes Video gibt Ihnen einen Eindruck von dem Projektbesuch in Kolumbien.

Beiersdorf Eingang

Über die Herausgeberin: Anna Hewing

Anna Hewing

Anna ist Teil des Corporate Communications Teams und zuständig für die Kommunikation rund um die Themenbereiche Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility (CSR) sowie Diversity, Equity & Inclusion (DE&I). In ihren Berichten geht es um inspirierende Persönlichkeiten bei Beiersdorf und das gesellschaftliche Engagement des Konzerns.