Christian: Diese
Unterschiede sind aus meiner Sicht ein wichtiger Aspekt für die erfolgreiche
Zusammenarbeit im Tandem und gewinnbringend für das Unternehmen. Eine Stelle,
zwei verschiedene Profile, Perspektiven und Charaktere. Lenas internen
Erfahrungen ging eine jahrelange Agenturtätigkeit voraus, ich bin seit 2007 im
Beiersdorf Marketing. Für unsere Aufgabe war und ist diese Kombination von
großem Vorteil. Wir treiben die Veränderungen voran, die mit dem Aufbau der
neuen Agentur ‚Publicis One Touch‘ für das NIVEA Marketing einhergehen,
verankern Tools, Prozesse und Herangehensweisen im Unternehmen.
Lena: Ich
kann andere nur ermuntern, sich ein Gegenüber zu suchen, das anders ist als man
selbst. In Bereichen, in denen ich mich eigentlich nicht so zuhause fühle, habe
ich durch die Arbeit im Tandem unglaublich viel gelernt. Theoretisch haben
Christian und ich anfangs gedacht, jeder von uns macht alles. In der Praxis ist
das nicht so. Natürlich wissen wir über die Gesamtheit unserer Aufgaben
Bescheid, aber entsprechend unserer Stärken setzen wir projektweise den Hut
auf.
Christian: Das
braucht gegenseitiges Vertrauen und ein gemeinsames Verantwortungsbewusstsein
für das, was man macht. Und es braucht Flexibilität, wenn Dinge es erfordern.
Elke: Abgesehen
davon, dass die Chemie zwischen den Tandempartner*innen stimmen muss, kommt es
darauf an, gemeinsame Werte zu definieren. Was ist uns wichtig? Wie möchten wir
zusammenarbeiten? Bei solchen und ähnlichen Fragen hat uns das anfängliche
‚100-Tage-Coaching‘, das Beiersdorf neu gebildeten Tandems im Vorfeld bietet,
sehr geholfen.
Sandra: Man
darf nicht vergessen, dass es eventuell ein paar Fallstricke geben kann. Wir
haben zum Beispiel festgestellt, dass wir zu zweit ganz unbewusst eine gewisse
Power ausstrahlen. Deshalb ist es sehr wichtig, die Rollen genau zu klären –
nicht nur innerhalb des Tandems, sondern ebenso im Team. Lena oder Christian,
welchen Tipp würdet ihr uns geben, damit es auf lange Sicht gut läuft?
Lena: Nach
dem Motto ‚wehret den Anfängen‘ solltet ihr euch regelmäßig Zeit nehmen, um
innezuhalten. Sind die Prioritäten noch richtig gesetzt? Ist es gut, wie es
gerade läuft, oder stört mich etwas? Solche Dinge muss man offen ansprechen und
wenn nötig nachsteuern.
Elke: Christian,
weißt du eigentlich, dass du für mich eine Vorbildfunktion einnimmst? Wir
kennen uns ja auch schon länger, und ich finde es toll, dass du im Job-Tandem
arbeitest. Das machen noch nicht viele Männer …
Christian: Ich
habe das Jobsharing-Modell tatsächlich schon eine Weile beobachtet, da ich es
einen interessanten Weg finde, Beruf und Familie besser zu vereinen. Gerade
wenn beide Elternteile in Vollzeit arbeiten, stößt man leicht an Grenzen.
Natürlich muss man das finanziell abwägen, aber für mich wiegt das Mehr an Zeit
diese Nachteile auf. Wenn ich durch mein Beispiel andere Männer zum Nachdenken
anrege, neue Wege zu gehen, umso besser. Am Ende ist die Entscheidung für ein
Teilzeitmodell, egal in welcher Form, etwas ganz Persönliches.
Sandra: Beiersdorf
ist in vielen Dingen sehr fortschrittlich, und dennoch gibt es immer Luft nach
oben. Wir müssen auch gesellschaftlich alte Denkmuster ablegen, brauchen mehr
Offenheit und Mut. Jobsharing bietet interessante Perspektiven, für alle
Geschlechter, jedes Alter, unterschiedlichste Fachgebiete und alle Ebenen bis
ins Top-Management hinein. Die Arbeit im Tandem ist kein Karriereknick.
Oft sind die Arbeitsergebnisse besser, man lernt sehr viel und erdet sich
gegenseitig. Davon profitieren alle, sowohl die Mitarbeiter*innen als
auch das Unternehmen.